Am Freitag fragte mich mein Arbeitskollege Tom, ob es in Deutschland schon spezielle "Freundesnetzwerke" gäbe. Als gebürtiger Engländer erzählte er mir von einer englischen Website (tja, leider hab ich mir die URL nicht notiert), auf der er Kontakt zu Klassenkameraden aus der Grunschule wieder herstellen konnte, und wohl fast alle seiner alten Bekannten darin zu finden waren. Auf dieser Seite kostet zwar jede Kontaktaufnahme Geld - ein kleveres Finanzierungsmodell - aber bietet wohl dafür auch recht viel.
Jedenfalls dachte er, dass es sowas in Deutschland ja bestimmt geben müsse. Eine Website auf der man nach Schulen, Universitäten, Arbeitsplätzen etc. suchen könne: "Zeige mir alle Personen, die 1998 ihr Abitur auf Nonnenwerth gemacht haben".
Nun, eine solche Seite ist mir in Deutschland nicht bekannt. Um genau zu sein ist die einzige (ernsthafte) Deutschland-zentrierte Seite in Richtung "Soziale Netzwerke" die Seite
Friendity. Zumindest die einzige mir bekannte.
Sie orientiert sich an dem in den USA ziemlich erfolgreichen Konzept von friendster und dessen de-facto Nachfolger Orkut.
Im Groben geht es überall um dasselbe, was auch die Geeks mittels ihrer FOAF-XML-Dateien versuchen: Ein eigenes Profil erstellen, mit Informationen füllen und Bekannte mit in die virale Spirale ziehen, dasselbe zu tun. Wenn das jeder gewissenhaft macht, kann man schnell Gleichgesinnte finden und neue Bekanntschaften machen. Hört sich etwas an wie Kettenbriefe, aber halt ohne Finanzverlust und mit mehr spaß.
Besonders interessant ist dabei das Entdecken der "Freunde der Freunde". Wenn man so einen gemeinsamen Schnittkreis entdeckt, sind neue Bekanntschaften direkt realistischer und es ergeben sich von Anfang an mögliche Gemeinsamkeiten.
Soweit die Theorie. Praktisch ist Friendity noch im Kommen und wird hoffentlich in Zukunft noch belebter. Denn so könnten sich in Zukunft auch genau die von Tom gewünschten Möglichkeiten implementieren lassen: Zeige mir Leute, die mit Person X auf die Schule gingen und mit Person Y in eine Hochschule. Das Geheimnis des Erfolges heißt hier nur mitmachen, denn nur eine große Benutzerbasis kann viele Verknüpfungen herstellen.
Natürlich bin ich selbst auch mit
meinem Profil dort vertreten und freue mich über neue Kontakte (daher übrigens auch die ref-Trackingvariable bei den Links zur Friendity-Homepage, falls sich jemand wundern sollte). Und dann mal abwarten, ob solche Netzwerke auch bei uns Deutschen Erfolg haben werden - oder ob in Zukunft überregioanle Services wie Orkut doch die Oberhand gewinnen werden. Oder ob wider Erwarten sich FOAF doch durchsetzen kann, was theoretisch eine viel größere Flexibilität ermöglicht.
Sehr interessante Sekundärliteratur gibt's mal wieder bei
Martin Röll: Interview mit Stefan Smalla (Friendity-Gründer)